Willkommen beim Arbeitskreis Rheinauenstorch
Im Hinblick auf die Anzahl der Nester war die Lage in 2024 nahezu vergleichbar mit der Brutsaison im Vorjahr: In insgesamt 15 Horsten, wie die Weißstorchennester genannt werden, konnten die ehrenamtlichen Storchenhorst-betreuer*innen Brutaktivität dokumentieren.
Aber in den Binger Rheinauen war – trotz des Zuzugs etlicher Störche – bereits Mitte Mai klar, dass in den zwölf besetzten Nestern kein einziger Jungstorch aufgezogen würde. Die Jungtiere sind vermutlich der nass-kalten Wit-terung im Frühling zum Opfer gefallen. Gerade in den ersten Lebenswochen reagieren junge Störche extrem sensi-bel auf Dauerregen, denn ihre Daunen bieten nur anfänglich Schutz; regnet es ununterbrochen über viele Stunden, durchnässen die Tiere bis auf die Haut und sterben schließlich an Unterkühlung. Solche witterungsbedingten „Einbrüche“ bei der Jungenaufzucht ereignen sich immer wieder einmal, gefährdend für die hiesige Weißstor-chenpopulation sind sie nicht.
Aus dem Rheingau kam zudem die traurige Nachricht, dass die besenderte Störchin Ute, die im letzten Jahr in den Binger Rheinauen drei Jungtiere großgezogen hatte, tot aufgefunden wurde. Sie ist möglicherweise mit einem Zug kollidiert.
Doch es gibt auch Positives aus dem Jahr 2024 zu berichten: Gerade ein paar Kilometer östlich von Bingen wurden in den drei Ingelheimer Horsten auf Harter Aue und Sandaue acht Jungtiere flügge.
In der Saison 2023 wurden die fünf "angestammten" Nester rund um den Parkplatz „An den Rheinwiesen“ in Bingen-Gaulsheim besetzt. In vier davon gab es Bruterfolg zu verzeichnen, nur in dem Nest auf dem Gittermast direkt am Parkplatz gab es keinen Nach-wuchs. Die besenderte Störchin Ute suchte nicht das von ihr im Vorjahr selbst gebaute Nest auf, sondern wählte ein anderes Nest, paarte sich dort und zog mit ihrem Partner drei Jungstörche groß. Am Leinpfad Richtung Ingelheim entstanden zudem einige neue Nester, teils zeigte sich auch hier Bruterfolg. Im Gebiet Bingen wurden somit in 14 Nestern insgesamt 17 Jungstörche flügge. In Ingelheim, vom Sporkenheimer Graben bis zur Sandaue, gab es im Jahr 2023 zwar nur drei Nester, aber dort konnten neun flügge Jungstörche gezählt werden.
Insgesamt starteten also 26 junge Rheinauen-Störche – so viele wie noch nie! – im Spätsommer ins südliche Winterquartier.
Bereits Anfang Februar konnten die ersten Störche gesichtet werden. Doch das alteingesessene Gauls-heimer Paar war nicht unter diesen Ankömmlingen, sie verbringen wohl ihren Lebensabend im Süden. Und so wurde das Nest am Parkplatz in Gaulsheim von einem jungen Paar übernommen.
Dafür wurde Mitte März der Zuzug von zwei beringten Jungstörchen aus dem Frankenland dokumentiert. Obwohl sie etwas später dran waren als die anderen Paare, bauten sie in kürzester Zeit ein komfortables Nest und begannen nahezu gleichzeitig mit den an-deren Paaren mit der Brut.
Mitte April kamen dann noch sieben Jungstörche in die Rheinauen und drei neue Nester wurden gebaut. Unter diesen vermutlich zweijährigen Störchen be-fand sich auch eine besenderte Störchin namens Ute, die aus Karlsruhe stammt. Leider kam es in diesen Nestern nicht zu Bruterfolgen. Dies ist auf die Unerfahrenheit der jungen Tiere zurückzuführen, die erst mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif werden und sich vorher beim Nestbau häufig einfach nur ausprobieren.
Insgesamt gab es elf Jungtiere in Gaulsheim und neun in Ingelheim. Die Jungstörche in den Nestern auf den zwei künstlichen Gittermasten in Gaulsheim wurden beringt und es wird spannend sein zu beobachten, wo sich diese Tiere in den nächsten Jahren aufhalten und in welchem Gebiet sie sich nach Erreichen der Geschlechtsreife zur Brut niederlassen werden.
Das Jahr 2021 war ähnlich wie 2019 wieder ein sehr erfolgreiches Storchenjahr, in sechs Nestern wurden insgesamt 18 Jungstörche großgezogen. Wie auch schon in 2020 waren beide Gittermasten in Bingen-Gaulsheim besetzt und die Jungstörche – in diesem Jahr drei und zwei – wurden beringt. Auch auf der Ilmen Aue wurden zwei Nester gebaut, in einem davon auch mit Bruterfolg.
Dass Störche in Europa nicht nur im Winter grenz-überschreitend leben, beweist uns eine beringte Störchin aus dem Elsass, die Anfang April mit ihrem Partner in der Nähe der Boehringer-Eiche in den Binger Rheinauen ein Nest gebaut hat.
Trotz vieler vorhandener Storchenhorste und fünf neuer Nester war hingegen in Ingelheim – vom Sporkenheimer Graben bis hin zur Sandaue – nur ein mäßiger Bruterfolg zu verzeichnen. Möglicherweise handelte es sich um junge, unerfahrene Tiere, die sich an Nestbau und Balz nur versuchten.
Das Storchenjahr ist nun zu Ende und nur noch einige wenige Tiere sind noch nicht in die Überwinterungsgebiete aufgebrochen. Insge-samt war es in den Rheinauen Mainz-Bingen ein erfolgreiches Storchenjahr. Allein in Bingen konnten 13 Jungstörche von fünf Brutpaaren großgezogen werden.
Dass auch Storcheneltern zu „Helikopterel-tern“ werden können, war in diesem Jahr in Bingen-Gaulsheim zu beobachten. Das altein-gesessene, erfahrene Paar, welches im letzten Jahr noch fünf Jungstörche großgezogen hat, war dieses Jahr mit nur einem Sprössling ge-segnet. Da wollten die Elterntiere dann nichts dem Zufall überlassen und kümmerten sich rund um die Uhr um ihr Einzelkind. Erst spät durfte es - und auch nur unter strenger Aufsicht der Eltern - die ersten Flugversuche machen. Aber aus ihm wurde ein gesunder Storch, der sich ohne elterlichen Anhang auf die Reise begeben hat.
Störche in den Rheinauen beobachten kann man auch gemeinsam mit den NABU-Umweltpädagog*innen.
Die Rheinauen beherbergten in diesem Jahr so viele Storchenbrutpaare wie nie zuvor. In zehn Horsten zwischen Bingen und
Mainz wurden insgesamt 19 Jungtiere erfolgreich großgezogen. Dabei stellte das alteingesessene Storchenpaar auf dem Gittermast in Bingen-Gaulsheim das erfolgreichste Brutpaar dar: Allein dieses
Paar zog fünf Jungstörche groß, von denen vier auch flügge wurden. Diese Jungstörche wurden auch beringt, um sie in den nächsten Jahren eindeutig identifizieren und deren Flugrouten und
Lebensweisen untersuchen zu können.
Vier weitere Horste im Landkreis Mainz-Bingen und Bad Kreuznach wurden betreut, hier wurden neun Jungstörche erfolgreich großgezogen.
Auch im Jahr 2019 übernahm innogy SE (früher RWE) wieder die Patenschaft für das Schulklassenprogramm "Hurra, der Storch ist da", mit dem viele Kinder die Störche beim Brüten und Großziehen ihrer Jungtiere erleben durften.
Wie auch schon in den letzten Jahren fand sich Familie Adebar auf dem schon lange etablierten Nest in Bingen-Gaulsheim
ein und zog dort zum wiederholten Male stolze vier Junge groß. Auch in dem Nest, das in den Pappeln in Bingen-Gaulsheim entstanden war, wurde ein Jungstorch großgezogen. In diesem Jahr kam zudem
noch ein weiterer Horst am Giesgraben hinzu, auch hier wurde gleich erfolgreich gebrütet.
Auch in diesem Jahr übernahm innogy SE (ehemals RWE) die Patenschaft für das Schulklassenprogramm "Hurra, der Storch ist da", so dass viele Kinder die Störche beim Brutgeschäft erleben
durften.
Das Jahr 2017 war ein großer Erfolg für die Störche in den Rheinauen zwischen Bingen und Mainz: Zwar blieben die zweijährigen Störche größtenteils aus, doch wurden die bestehenden Horste von
angestammten Paaren wiederbesetzt. Die vier Baumnester aus dem Vorjahr blieben allerdings unbesetzt, auf einer gekappten Pappel am Welzbach entstand ein neuer Horst. Trotz der recht früh
aufgetretenen Hitze mit Temperaturen von bis zu 26°C im März wurden viele Jungstörche großgezogen.
Insgesamt konnten im Raum Mainz-Bingen inklusive der Storchenkolonie in Laubenheim 64 Störche gezählt werden (Dorner, Storchendaten in Rheinhessen/Vorpfalz 2017). In Gensingen wurde eine bis
dahin ungenutzte Nisthilfe besetzt.
Dank der Unterstützung der Stadt Bingen konnte der diesjährige Storchennachwuchs in dem Nest auf dem Gitter-mast in den Binger Rheinauen mit einem Hubsteiger beringt werden. NABU-Storchenbeauftragte Ingrid Dorner war hocherfreut über den Nachwuchs: Insgesamt vier Jungstörche wurden großgezogen und nun mit Ringen versehen. Die Ringe, die per Fernglas abgelesen werden können, ermöglichen Aussagen über Zugrouten und Überwinte-rungsorte der beringten Tiere und tragen somit zum verbesserten Schutz des Weißstorchs bei.
Seit Ende der 1990er Jahre brütet der Weißstorch wieder in den Rheinauen. Denn dank der Schutzbemühungen für Wiesenflächen und der Anlage von Kleingewässern durch den NABU stimmt das Nahrungsangebot wieder, das hauptsächlich aus Regenwürmern, Mäusen und anderen Kleintieren besteht.
Der Aufbau des Storchenmasts in Bingen-Gaulsheim wurde von innogy SE (früher RWE) unterstützt, zudem übernahm innogy SE die Patenschaft für das Schulklassenprogramm "Hurra, der Storch ist da", das es vielen Kindern ermöglichte, die Störche hautnah zu erleben und Wissenwertes über Meister Adebar zu erfahren.